Gelingende Führung im Wissenschaftsressort

Praktische Führungsprobleme im Wissenschaftsressort

Vor dem Hintergrund dass der FIDES-Gründer über 8 Jahren das Hochschulteam eines großen Beratungshauses bundesweit geleitet hatte, wurden hierzu mehrere empirisch gestützte Forschungsprojekte initiiert und geleitet:

  • Christian Marettek/ Verena Holl, Hochschulsteuerung aus Sicht der Länder, Frankfurt am Main 2012, 126 Seiten. Fokus: Wie können öffentliche Universitäten durch adäquate Korrekturen in der Governance der Exzellenzförderung bestmöglich gefördert werden? Vergleich der 16 Bundesländer zur Landeshochschulplanung; Abstimmung der Landesstudien mit den zuständigen Ministerien, zuvor Interviews mit Landesparlamentariern.

  • Christian Marettek, Steuerungsprobleme großer Universitäten in Zeiten der Exzellenzinitiative, Frankfurt am Main 2016, 226 Seiten. Zwei Interviewrunden in Universitätsleitungen. Außerdem wurden zwei Expertenkolloquien von PwC zusammen mit Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, LMU München, und Körber-Stiftung in München durchgeführt.

Steigerung von Exzellenz in Lehre, Forschung und Transfer aus Sicht des Landes

Aus Sicht des Landes ergeben sich folgende Ebenen:
fuenf ebenen der univ exzellenzcluster

Die Ebene des Landes-Wissenschaftsressorts ist in der linken Abbildung als Ebene L dargestellt. Zusätzlich gibt es natürlich noch die Ebene des BMBF, die nicht dargestellt ist, genauso wenig wie die zugehörigen parlamentarischen Gremien.

Hochschulpolitische Ergebnisse

Im Rahmen des mehrjährigen PwC-Forschungsprojekts „Steuerungsprobleme großer Universitäten in Zeiten der Exzellenzinitiative“ haben wir am Ende doch erhebliche Zweifel formulieren müssen an Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Effizienz der bisherigen deutschen Forschungsförderung mit „Exzellenzinitiative“ und -strategie“ (vgl. Marettek 2016, Steuerungsprobleme großer Universitäten in Zeiten der Exzellenzinitiative, S. 49-84).

Als typisch deutsche Innovationshemmnisse wurden festgestellt:

  • ein kleinteiliges, häufig noch immer stark konkurrenzorientiertes Nebeneinander der öffentlichen Hochschultypen von Universitäten und HAWs
  • die in Deutschland häufig theorieorientierten Forschungskulturen vieler wissenschaftlicher Fachdisziplinen, die dominant darin sind zu beurteilen, was gute Forschung ist, dies führt zu einer gewissen Schwerfälligkeit im Hinblick auf die eigentlich stärker nötige transdisziplinäre/ interdisziplinäre Forschung
  • das immer noch ineffiziente Nebeneinander der öffentlichen Hochschulen einerseits und der außeruniversitären Forschungsinstitute andererseits (ebenda S. 83), das die Stellung der Hochschulen im Wettstreit um die weltweit besten Forscher schwächt, im genannten PwC-Projekt hatten wir die exzellenzorientierte Koordination aller Forschungsaktivitäten einer Region angeregt, um die optimale Verwendung öffentlicher Mittel zur Wissenschafts- und Wirtschaftsförderung zu erreichen (benötigt wird eigentlich eine demokratiekonforme Konkurrenz der Regionen, vgl. ebenda S. 63ff., die durchaus mit dem wissenschaftsgeleiteten Idealen eines hochklassischen Peer-Reviews und der grundgesetzlich geschützten Wissenschaftsfreiheit vereinbar wäre, ebenda S. 67)
  • die zu starke Dominanz der einzelnen Lehrstuhlinhaber/Direktoren von Forschungsinstituten im Verhältnis zum wissenschaftlichen Kollektiv (ebenda S. 61), verbunden mit der sogar gesunkenen Wahrscheinlichkeit, in Deutschland einen der begehrten Chefposten zu bekommen; in diesem Zusammenhang ist nicht nur das „akademische Prekariat der befristet Beschäftigten“ unbefriedigend, sondern vor allem auch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass durch die genannten Strukturen die Flexibilität der Forschung insgesamt behindert und neuartige Innovationen erschwert werden dürften (ebenda S. 65).

Ergebnisse zur Ebene der Hochschulleitungen

Die Interviewergebnisse zeigen eine hohe Veränderungsdynamik und bestätigen verschiedene Ergebnisse der Managementliteratur: Universitäten sind Expertenorganisationen, die durch einen Führungsansatz positiv beeinflusst werden können, der auf Überzeugungsarbeit setzt (unter Beachtung dialogisch-partizipativer Grundsätze) Vgl. Marettek, Wirksames Management öffentlicher Einrichtungen, 2013, S. 125; Berthold et al., „Als ob es einen Sinn machen würde….“, CHE-Arbeitspapier Nr. 140, 2011, S. 22.

Zu den verschiedenen Führungsebenen der Hochschulen (und den dort festzustellenden Führungs- /Steuerungsproblemen) siehe hier.