Gelingende Führung im Umweltressort

Führungsprobleme im Umweltressort und ihre Lösung

Von Dr. Christian Marettek (FIDES-Leiter)

Überblick

Wenn man das Umweltministerium eines kleineren Bundeslandes als Ausgangsbasis und Bezugsrahmen auswählt, dann wird hier unterstellt, dass dieses Ressort vor allem folgende nachgeordnete Managementbereiche beinhaltet:

  • Bewirtschaftung der EU-Agrar-Förderung für die Landwirtschaft, hier ist sowohl die direkte Förderung als auch die ergänzende Antrags-Förderung des ländlichen Raums (ELER/LEADER) gemeint
  • Steuerung des Forst-Landesbetriebs (der meist die Staatsforsten bewirtschaftet); daher ist die entsprechende Führungsarbeit teilweise im Sinne eines Beteiligungscontrollings bzw. -managements umzusetzen (mit entsprechenden geprüften Jahresabschlüssen und ausführlichen Berichten ans Land)
  • Steuerung der Öko-Ausgleichsmaßnahmen (meist mittels eines Öko-Punkte-Verfahren, bei dem Ausgleichsmaßnahmen für bestimmte Baumaßnahmen des Landes – z.B. eine Ortsumgehung – festgelegt werden, wobei die Ausgleichsmaßnahme meist durch eine Naturschutzeinrichtung praktisch umgesetzt wird; auch diese Führungsarbeit wird vom Land überwiegend über eine Art „Landesbeteiligung“  – i.d.R. eine Naturschutzstiftung (die neue Naturschutzgebiete entwickelt) und/oder eine GmbH umgesetzt.
  • Steuerung des öffentlichen Straßenmanagements über den Landesbetrieb Straßen/Mobilität; auch diesen Bereich könnte man aus betriebswirtschaftlicher Sicht unter „strategisches Beteiligungscontrolling“ fassen.
  • Mitwirkung und/oder verantwortliche Steuerung bei sämtlichen Großprojekten des Landes (z.B. den Bau einer neuen U-Bahn oder die Verlegung eines Autobahnabschnitts in einen Tunnel).

Die kleine Auflistung verdeutlicht u.E. bereits die zwingende Notwendigkeit, dass sich die Führungskräfte des Umweltressorts jederzeit bewusst sein sollten, dass sie für jede der genannten fünf Aufgaben unterschiedliche Managementrationalitäten berücksichtigen sollten.

Auf Basis langjähriger praktischer Erfahrungen in der Begleitung von Landes-Umweltministerien kann gesagt werden, dass das Ministerium sogar für jede der fünf genannten Bereiche separate, differenzierte Controllingstrategien benötigt, damit sichergestellt ist, dass die Hausspitze trotz der Verlagerung eines Teils der Aufgabenerfüllung auf nachgeordnete Betriebe nicht z.B. durch unerfreuliche Ereignisse überrascht wird, z.B. Negativberichterstattung in Presse über Landesbetrieb für Straßen wegen ungeplanter Sperrung einer Autobahnbrücke.

Mit adäquaten Controllingberichten (Gesamtkonzept inkl. Zielvereinbarung) kann das Ministerium im Ergebnis rechtzeitig informiert und das Ressort als Ganzes wirksam geführt werden. Es handelt sich tatsächlich um die sachliche Voraussetzung dafür dass die Hausspitze auch die politische Verantwortung für das ganze Ressort vor dem Landtag übernehmen kann.

Noch viel komplexer sind natürlich die Ressorts des/der zuständigen Bundesministerien. Auf dieser Ebene dürfte auch die europapolitische Mitverantwortung für die regelmäßige Weiterentwicklung der oben genannten EU-Agrar-Förderung von zentraler Bedeutung sein.

Da FIDES erst ein kleines Forschungsinstitut mit begrenzten Personalressourcen ist, sondiert der FIDES-Vorstands derzeit zusammen mit anderen betroffenen Institutionen gerade ein gemeinsames Forschungsprojekt zur EU-Agrar-Förderung – während die bisherige Forschungsarbeit des FIDES-Gründer zum öffentlichen Straßenmanagement vorläufig nicht fortgesetzt wird.